Die vielseitigen Wirkungen einer Massage auf Körper und Psyche
Eine Massage ist weit mehr als eine entspannende Auszeit, die Verspannungen löst. Sie ist eine effektive und gleichzeitig sehr angenehme Methode, die unsere Gesundheit auf mehreren Ebenen verbessert. Die Vielfalt dieser Effekte, die die Arbeit über den Körper in einer schönen Atmosphäre bewirken kann, macht diesen Beruf so spannend für mich. Es gibt nichts Schöneres, als zu sehen, wie Kunden total entspannt die Praxis verlassen und sich viel besser in ihren eigenen Haut fühlen.
In dieser Blogserie werden wir die vielfältigen Wirkmechanismen einer Massage auf unseren Körper und unsere Psyche erkunden: von der Linderung von Schmerzen und Verhärtungen und der Reduktion von Stress bis hin zur Verbesserung unserer Körperwahrnehmung und psychischen Stabilität. Wir starten heute mit einer Übersicht und tauchen dann in verschiedene Themen genauer ein. Es gibt noch andere Wirkmechanismen. Ich beschreibe diejenigen, auf die ich mich auch während meiner Arbeit fokussiere.
Mir ist es wichtig, in diesem Blog auch theoretisches Wissen, das oft sehr abstrakt sein kann, einzubauen und zu vermitteln. Es geht schlussendlich um uns, unseren Körper und unsere Psyche. Ein tieferes Verständnis dieser Prozesse ermöglicht es uns, aktiv an unserer eigenen Gesundheit mitzuwirken und uns besser zu verstehen.
Die Entspannung des Nervensystems
Beginnen wir mit einem meiner Lieblingsgebiete, dem Nervensystem. Das Nervensystem ist die Verbindung zwischen uns und der Aussenwelt, und steuert die lebenswichtigen Prozesse in unserem Körper, von der Bewegung über die Sinneswahrnehmung (sensorisches System) bis hin zu Emotionen.
Dank der Aktivierung des parasympathischen Nervensystems (rest & digest) führt eine Massage zu einem Zustand der Sicherheit und man beginnt sich zu erholen. Dabei reduzieren sich Stresshormone und die Regeneration des gesamten Organismus wird gefördert. Unter anderem stabilisiert sich dabei der Blutdruck, das hormonelle Gleichgewicht wird unterstützt und die Verdauung wird angeregt, um nur drei Aspekte zu nennen.
Förderung der Durchblutung und des Stoffwechsels
Neben ihrer entspannenden Wirkung auf das Nervensystem spielen Massagen eine wichtige Rolle bei der Verbesserung der Durchblutung. Diese sorgt dafür, dass Sauerstoff und Nährstoffe zu allen Zellen gelangen, was für deren Funktion und der Regeneration des Gewebes essentiell ist.
Gleichzeitig werden durch die verbesserte Durchblutung Abfallprodukte und Toxine schneller aus dem Gewebe abtransportiert und gelangen über das Blut zu den Organen, die für die Reinigung und Entgiftung des Körpers zuständig sind, vor allem die Nieren und die Leber.
Verspannungen lösen und Schmerzen lindern
Wer kennt das nicht? Ein verspannter Nacken nach einem langen Arbeitstag oder Rückenschmerzen durch stundenlanges Sitzen.
Durch verschiedene Griffe und Drucktechniken wird während einer Massage (auch Manualtherapie genannt, von lateinisch für manus, was Hand bedeutet) das Gewebe gelockert und von Verklebungen und Verhärtungen befreit. Auch Muskelknoten (Triggerpunkte) werden durch gezielten Druck gelöst, was zu einer deutlichen Schmerzreduktion und mehr Bewegungsfreiheit führt.
Verspannungen entstehen oft durch einseitige Belastung oder Fehlhaltungen, aber auch durch Stress, psychische Beschwerden und Anspannung. Deshalb ist eine Kombination aus Übungen für Body & Mind und Massage empfehlenswert, welche ich ergänzend in meiner Praxis oder als Online Training anbiete.
Erhöhung der Flexibilität und Beweglichkeit
Flexibilität schützt uns vor Verletzungen und ermöglicht schmerzfreie und geschmeidige Bewegungen. Zudem verbessert sie das Körpergefühl und eine aufrechte Haltung.
Wie kann die Manualtherapie hier helfen? Indem sie die Durchblutung des Gewebes fördert, Verspannungen und Triggerpunkte löst und die Steifheit der Muskeln mindert, so dass die Gelenke auch mehr Bewegungsfreiheit bekommen. Darüber hinaus trägt sie zur Dehnung der Muskelfasern und des umgebenden Bindegewebes bei, was die Gewebeelastizität steigert und somit zur Gesamtflexibilität des Körpers beiträgt.
Ich wende auch gerne Mobilisationen und Dehnungen an, um die Gelenke und das zusammenhängende Gewebe sanft durch ihr Bewegungsspektrum zu führen oder einzelne Bereiche von Anspannung zu lösen.
Stressabbau und psychische Entspannung
Massagen sind nicht nur Balsam für den Körper, sondern auch für die Psyche. Die Berührung und die wohltuende Atmosphäre während einer Massage schaffen ein Gefühl der Geborgenheit und tiefer Entspannung. Sie helfen uns, uns selbst wieder näherzukommen und unser inneres Gleichgewicht zu finden.
Endorphine, bekannt als Glückshormone, werden ausgeschüttet und gleichzeitig wird das Stresshormon Cortisol reduziert. Zudem unterstützt die Freisetzung von Serotonin und Dopamin das Gefühl der Zufriedenheit und inneren Balance.
Jeder Mensch reagiert anders auf eine Massage. Einige fühlen sich nach der Behandlung mental erfrischt und angeknipst, andere sind tiefenentspannt. Wieder andere erleben tiefgreifende emotionale Momente, die bis zum Weinen führen und ihnen helfen, alte Lasten abzulegen. Diese Vielfalt ist das Schöne an meinem Beruf!
Leider wird immer noch bei psychischen Beschwerden oft nur auf Medikamente und Gesprächstherapien gesetzt, während die positive Wirkung körperlicher Behandlungen unterbewertet bleibt. Ich bin davon überzeugt, dass regelmässige Massagen als Teil einer ganzheitlichen Therapie wesentlich zur Verbesserung der psychischen Gesundheit beitragen können und sie verdienen meines Erachtens viel mehr Beachtung.
Förderung der Körperwahrnehmung
Kommen wir nun zu meinem Spezialgebiet, was leider viel zu wenig Beachtung erhält und noch zu wenig erforscht ist: Die Körperwahrnehmung. Massagen spielen eine bedeutende Rolle bei der Förderung der Körperwahrnehmung.
Durch gezielte Techniken und Mobilisationen wird das sensorische System, das für die Körperwahrnehmung zuständig ist, stimuliert. Oftmals haben die positive Effekte einer Massage auf die Körperwahrnehmung auch mit der Atmosphäre zu tun und damit, dass man ganz abschalten, ankommen und sich in vertrauensvolle Hände begeben kann. Der Kopf lässt immer mehr zu, ein Embodiment zu erleben und den Körper ganzheitlich zu spüren, was sich sehr wohltuend und befreiend anfühlen kann.
Körperwahrnehmung kann durch verschiedene Faktoren beeinträchtigt werden, darunter Schmerzen, Fehlhaltungen, Bewegungsmangel, psychische Zustände, soziale Aspekte, Traumata, emotionale Belastungen, Stress, Drogen, Hochsensibilität oder Diagnosen wie Autismus oder ADHS/ADS.
Jemand mit Beschwerden in dieser Richtung kann sich zum Beispiel verkrampft, angespannt, asymmetrisch oder nervös fühlen, sich nicht ganzheitlich spüren oder er spürt sich selbst kaum. Diese Person hat Mühe mit biomechanischen Prinzipien, wie ihr Eigengewicht stabil und entspannt zu verteilen oder sich gleichmässig aufzurichten. Sie benutzt oft unnötig viel Druck für gewisse Bewegungen. Oft besteht auch eine ausgeprägte Verbindung zwischen Umwelt, Psyche und Körper und diese Faktoren beeinflussen sich gegenseitig stärker.
Verbesserung der Schlafqualität
Schlaf ist essenziell für unsere Gesundheit, doch viele Menschen haben Schlafstörungen oder kriegen einfach nicht genug erholsamen Schlaf. In meiner Praxis beobachte ich, wie Kunden, die regelmässig zur Massage kommen, von einem verbesserten Schlaf berichten. Dies gilt besonders für Personen, die sich gestresst oder ängstlich fühlen, körperlich sehr aktiv sind, chronische Schmerzen haben oder sich depressiv verstimmt fühlen.
Wir fühlen uns besonders erholt, wenn wir ausreichend Zeit in der Tiefschlafphase und der REM-Phase verbringen.
Während des Tiefschlafs repariert der Körper Gewebe, stärkt das Immunsystem und verarbeitet physische Eindrücke des Tages. Massagen fördern den Tiefschlaf, indem sie den Körper ganzheitlich entspannt haben durch die oben genannten Aspekte, u.a. durch die Senkung von Cortisol und der Steigerung von Entspannungshormonen wie Endorphinen.
Die REM Phase (Rapid Eye Movement) ist vor allem für die mentale Gesundheit wichtig. Hier verarbeitet das Gehirn Erlebnisse und emotionale Eindrücke und festigt Inhalte des Gedächtnis. Massagen verbessern die Qualität der REM-Phase u.a., indem sie den Menschen auf psychischer und emotionaler Ebene entspannen und das autonome Nervensystem regulieren.
Eine Massage, z.B. am Abend, löst also körperliche und psychische Anspannungen und kann somit die Qualität und Dauer der Tiefschlaf- und REM-Phasen verbessern. Massagen können zudem den Serotoninspiegel erhöhen, was die Melatoninproduktion bei Nacht unterstützt.